Dr.in Erika Palm
Diözesanführerin Katholische Mittelschüler Jugend (KMJ) 1955-1959, Zentralführerin der KMJ 1956-1959
Die Zeit nach dem Krieg war eine positive Zeit des Aufbruchs, die Begeisterung für den Einsatz in der Katholischen Mittelschüler Jugend war sehr groß, es gab viele aktive Leute. Man war aber nicht einfach nur gedankenlos Mitglied, sondern es gab eine starke Auseinandersetzung mit den Zielen der Organisation. In der Zeit des Nationalsozialismus hatte es wenig religiöse Angebote gegeben, dadurch war alles interessant, was in diesem Bereich angeboten wurde. Das Bewusstsein "Ich bin KatholikIn und bekenne mich dazu" musste erst wachsen.
Es ist immer schwer, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu vergleichen - die 50er waren eine ganz andere Zeit! Es gab keine Discos, kaum Fernsehen, man bekam wenig Taschengeld, man musste sparen, um an einem Wochenend-Lager teilnehmen zu können. Die Heimstunden, die wir anboten, waren eher Angebote zum Thema Glauben und weniger ein gesellschaftliches Ereignis. Aber es gab auch viel Fröhlichkeit!
Die Alternativangebote, die es damals für SchülerInnen gab, waren alle auch weltanschaulich gebunden. Sozialistische Jugend, Mittelschüler Kartellverband usw. hatten ihre eigenen Ziele, standen aber nicht in Konkurrenz zur Katholischen Mittelschüler Jugend.
Besonders in Erinnerung sind mir die Pfingsttagungen. Dabei trafen sich die KMJ-Führungskräfte der verschiedensten Schulen im Petrinum in Linz, um gemeinsam zu arbeiten und sich auszutauschen. Ein besonderes Erlebnis war der Jugendtag unter dem Motto "Löscht den Geist nicht aus!"
Maria Unfried (geb. Siegl)
Diözesanjugendsekretärin Katholische Studierende Jugend (KSJ), 1965-1967
Bei uns stand die Frage im Vordergrund, wie man als katholischer Schüler bzw. Schülerin leben soll. Dabei ging´s weniger um Frömmigkeit, sondern vielmehr darum, Verantwortung zu übernehmen und sich einzubringen - z.B. beim oberösterreichweiten Treffen der Katholischen Studierenden Jugend, das unter dem Motto "leben-lieben-glauben" stand.
In den 60er Jahren gab es viel Zusammenarbeit mit dem Kath. Akademikerverband, so wurde z.B. unter dem Schlagwort "Entmythologisierung" ein neues, weniger wortgetreues, vielmehr sinngemäßes Verständnis von Bibel diskutiert. Durch das Konzil war die Zeit damals geprägt von einer sich öffnenden, im Aufbruch begriffenen Kirche.
An vielen Schulen wurden KSJ-Gruppen aufgebaut - wir von der Diözesanstelle hielten Kontakt zu den Verantwortlichen und organisierten regelmäßige Treffen zum Austausch.
Auf Österreichebene wurde die Zeitung "Aspekte" herausgegeben. Sich österreichweit mit anderen KSJs zu vernetzen, lag damals noch näher als die Zusammenarbeit mit anderen Gliederungen in Oberösterreich.
Prinzipiell war die kirchliche Jugendarbeit ein gutes Lernfeld für spätere politische Aktivitäten. Viele, die bei der KSJ viel mitgedacht und diskutiert haben, waren später in den Studentenbewegungen der 68er aktiv.
Ulrike Giglleitner
Organisationssekretärin Katholische SchülerInnen Jugend, 1983-1986
In meiner Zeit entstanden und wuchsen die Projekte "gemeinsam leben - gemeinsam lernen" und "Orientierungstage". Beflügelnd waren die großen Pfingstreffen z.B. in St. Georgen i. A. unter dem Motto "Der Weg ist das Ziel", woran alle Gliederungen mitarbeiteten. Der Geist, der bei diesem Treffen wirksam wurde, war beflügelnd, die Arbeit daran war verbindend und erfüllend.
Wir hatten auch intensiven Kontakt zum SchülerInnen-Jugendzentrum STUWE in Linz, feierten miteinander Gottesdienste und organisierten gemeinsame Projekte.
Damals war es normal, dass täglich SchülerInnen zu uns ins Büro kamen - wir nahmen uns Zeit für Gespräche und tauschten uns bei einer Tasse Kaffee aus.
Mag. Andreas Kaltseis
Organisationssekretär Katholische SchülerInnen Jugend, 1992-1996
Die Arbeit der Katholischen SchülerInnen Jugend wurde vom KSJ-Team (einem Miteinander von Ehren- und Hauptamtlichen) getragen und gestaltet. Gute Beziehungen waren die Grundlage für dieses gemeinsame Arbeiten. Eine entscheidende Veränderung im Team (mit kirchenpolitischer Tragweite) war, dass 1993 mit Irene Rossol die erste Frau die Geistliche Assistenz der KSJ übernahm.
Wir setzten uns u.a. intensiv damit auseinander, wie KSJ Identität zeitgemäß gestiftet und gestaltet werden kann und wie viele Seviceangebote (z.B. KSJ Kalender) sinnvoll und notwendig sind. Da die herkömmlichen Veranstaltungen und Gruppen immer weniger SchülerInnen ansprachen, waren wir intensiv auf der Suche nach neuen Angeboten und Arbeitsformen.
Als sehr spannend habe ich die österreichweite Vernetzung und Zusammenarbeit erlebt und auch die Veranstaltungen auf internationaler Ebene waren für mich eine persönliche Bereicherung.
Und natürlich haben wir viel gemeinsam gesungen - der Liederberg war bei jedem Treffen dabei.
Mag.a Rosmarie Wagner
Organisationsreferentin Forum SchülerInnen der KJ OÖ, 2000 bis 2005
Ich erlebte die Katholische Jugend als einen sehr lebendigen Bereich der Kirche, der mir selbst Heimat wurde und der durch die Orientierung an der Lebensrealität von Jugendlichen auch vielen jungen Menschen Beheimatung bietet. Die Katholische Jugend steht für Gemeinschaft, Innovation, lebensnahen Glauben und Mitgestaltung der Gesellschaft.
Im Forum SchülerInnen hatten wir vor allem das System Schule und seine Auswirkungen auf SchülerInnen im Blick. Dem massiven Leistungsdruck wollten wir die Stärkung der Persönlichkeit und den geförderten Zusammenhalt in der Klassengemeinschaft entgegensetzen und SchülerInnen in ihren Fähigkeiten fördern. Außerdem war es immer wieder notwendig, die Rahmenbedingungen, unter denen SchülerInnen lernen (müssen) gut anzusehen und Visionen einer besseren Schule zu entwickeln.